Mitgliederhauptversammlung 22

Bericht von der Mitgliederhauptversammlung des SVS am 30. April 2022

 

Stehende Ovationen und lachende Gesichter – so schön kann eine Mitgliederversammlung sein, wenn es einmal nicht um Satzungsänderungen, Beitragsordnungen oder ähnliche, eher schwierige Themen geht. Anlass bei der diesjährigen MHV waren gleich zwei bedeutende Ehrungen: Theo Hummel, das „technische Gedächtnis“ des SVS, der mit jeder einzelnen Schraube per Du ist, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten gab es kaum ein Vorhaben an Stegen, Kran, Gelände oder am Seglerhof, bei dem Theo nicht maßgeblich mitgewirkt hat. Oft im Hintergrund und immer bescheiden, leistet der gelernte Bauingenieur bis heute eine äußerst wertvolle, praktisch unbezahlbare Arbeit für den Verein.

Unbezahlbar war auch der Einsatz von Berthold Werner, dem „Vater des Seglerhofes“. Als sich zu Beginn der 1980er Jahre relativ kurzfristig die Chance ergab, den heutigen Seglerhof zu erwerben und umzubauen, ging Berthold als damaliger Vorsitzender der Seglerkameradschaft Freiburg volles Risiko. Mit der ihm eigenen Vehemenz überzeugte er die eigene Mitgliedschaft und die des befreundeten Segelclub Schluchsee von dem Vorhaben, nahm hohe Kredite auf und packte selbst beim Umbau mit an. Das Ergebnis ist das wohl „schönste Vereinsheim im Südwesten“. Für dieses und weitere Verdienste wurde Berthold nun zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zusammen mit dem langjährigen Ehrenvorsitzenden Hubert Schüle wird er fortan den neu geschaffen Ehrenrat des SVS leiten.

Die Ehrungen von Theo Hummel und Berthold Werner sind der Auftakt zu weiteren Auszeichnungen, die beim diesjährigen Herbstfest erfolgen sollen. Nach einer jahrelangen Pause bei den Ehrungen gibt es im SVS einigen Nachholbedarf. Wir sind gespannt.

Noch bevor die Mitgliederversammlung richtig losging, nutzte Till Klumpp von der Segelschule Schluchsee die Gelegenheit, seinen jungen Nachfolger Thomas Nagel vorzustellen. Thomas ist ein Eigengewächs der SVS-Segeljugend und hat als Trainer schon einige Erfahrung in der Segelausbildung erworben. Er kündigte an, die enge und freundschaftliche Kooperation mit dem SVS fortzuführen. Wir wünschen ihm immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Die folgenden vier Stunden waren vollgepackt mit zahlreichen, teilweise kontrovers diskutierten Themen. Das Wichtigste in Kürze: Der Vorstand des SVS wurde einstimmig entlastet und einstimmig wiedergewählt. Mit einer Ausnahme: Markus Laden, der bisherige Leiter des Geländeressorts, trat nicht mehr an. Die Versammlung dankte ihm für seinen enormen Einsatz in den vergangenen Jahren. Einstimmig zum Nachfolger gewählt wurde Jürgen Reiß.

Bereits im Vorfeld der Versammlung waren Spannungen zwischen dem Vorstand und den Revisoren Kristian Raue und Stefan Zehner aufgetreten. Sie entzündeten sich an einzelnen Vorgängen wie dem Bau einer Brandschutzwand im Seglerhof, der Einstufung von Abschreibungen in der Bilanz und an der Vorlage eines Investitionsplans im Haushaltsentwurf. Es entstand eine kontroverse Debatte, ein großer Streit blieb jedoch aus. Denn beide Seiten hatten „in bester Absicht und im Interesse des Vereins“ gehandelt, wie Mitglied Heinz Scherble anmerkte und mit dieser salomonischen Formulierung den Konflikt befrieden konnte. Bei der folgenden turnusgemäßen Wahl für den einen der beiden Revisorenposten gab es mit Kristian Raue und Stefan Kienzler gleich zwei Kandidaten. Gewählt wurde mit großer Mehrheit der Volkswirt und Steuerberater Stefan Kienzler.

Die Kontroverse zwischen Vorstand und Revisoren liegt möglicherweise zum Teil auch in der Tatsache begründet, dass der SVS keine Finanzordnung hat und viele Vorgänge in den vergangenen  Jahrzehnten nach Ermessen der jeweiligen Beteiligten geregelt wurden. Die Diskussion und Abstimmung über die zwei konkurrierenden Vorlagen für eine eventuell neu zu schaffende Finanzordnung mussten jedoch aus Zeitgründen auf eine spätere Versammlung verschoben werden. Dessen ungeachtet wurde der vorgelegte Haushaltsplan einstimmig angenommen, der Vorstand bleibt also handlungsfähig.

Auch die vom Vorstand vorgeschlagenen Änderungen von Beitragsordnungen und Satzung  konnten nicht alle abschließend abgestimmt werden. Wichtige beschlossene Änderungen sind: Neumitglieder, die nach dem 1. August eintreten, zahlen künftig im ersten Jahr nur die Hälfte des Mitgliedsbeitrages. Künftig sind Mitgliederversammlungen auch als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Video) möglich, wenn der Vorstand es beschließt (z.B. aufgrund der Pandemielage). Festgelegt wurde auch ein Quorum für den Fall,  falls Mitgliederabstimmungen schriftlich bzw. digital über Umlaufverfahren ohne Präsenzversammlung erfolgen sollen. Die hierbei getroffenen Entscheidungen werden nur wirksam, wenn sich mindestens 35% der Mitglieder an der jeweiligen digitalen Abstimmung beteiligt haben. Hintergrund dafür ist die mehrheitliche Einschätzung der Mitglieder, dass die Hürden bei Abstimmungen ohne Versammlung höher liegen müssen als bei Präsenzversammlungen, wo der Austausch von Argumenten wesentlich intensiver erfolgen kann.

Große Anerkennung gab es für das Jugendschutz-Konzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt und anderen Formen der (psychischen) Gewalt wie zum Beispiel Cyber-Mobbing. Jugendwartin Annette Schaupp hatte die Mitglieder Eva Reiß, Christopher Kästner und Katia Weis gebeten, in einer Arbeitsgruppe  ein Präventionskonzept zu erstellen. Das auf der Versammlung präsentierte Konzept kann auf den Online-Kanälen des SVS eingesehen werden und soll bei der nächsten Mitgliederhauptversammlung verbindlich beschlossen werden.

Große Erleichterung gab es bei den anwesenden Familienmitgliedern über eine Klärung bei der Arbeitsbeitragsordnung. Die vorhandene Ordnung wird künftig in jedem Fall so ausgelegt, dass eine Familie maximal drei Arbeitstage pro Jahr leisten muss.

Nachdem bei der Versammlung alle dringenden Dinge geklärt werden konnten, kann die Segelsaison nun zur Freude aller endlich beginnen. Am momentanen Wasserstand im Schluchsee wird es nicht scheitern, er präsentierte sich trotz der aktuellen Erschütterungen auf dem Energiemarkt auf gutem Niveau. Und auch die Pandemielage lässt den Segelbetrieb ohne große Einschränkungen zu. Und: Der Vorstand arbeitet an einem Konzept, die Dauer der künftigen Mitgliederversammlungen deutlich zu verkürzen. Das sind doch gleich drei gute Nachrichten!

Bericht: Christian Stock